Der Gefreite Vesberg schritt durch den gefrorenen Schnee. Leise knirschte es unter den Stiefeln des Soldaten. Er begab sich auf seinen Artilleriebeobachtungsposten. Seit es wieder Krieg auf Bracchus gab und fremde Mächte versuchten die Macht an sich zu reißen, wurde dieser Posten wieder bemannt.
Langsam erklomm der Gefreite den Brustwall der Festung. Sein Atem stieg in kleinen Wolken auf, um gleich wieder zu gefrieren. Ohne Zweifel, der Winter hatte Einzug gehalten. In ein paar Tagen würde diese Welt in ein gnadenvolles Weiß gehüllt werden.
Vesberg schaut auf die Ebene vor ihm. Ihm gegenüber lag der gesicherte Zugang ins Gevernagebirge. Zwischen der Festung und dem Gebirgspass befand sich eine Ebene, mit den Ruinen eines kleinen Dorfes. Der Name war längst in Vergessenheit geraten. Die Gehöfte der Bauern waren bis auf die Grundmauern abgebrannt. Lediglich ein imperialer Speicher hatte die Jahre etwas besser weggesteckt.
Der Gefreite nahm die Fernbedienung der neben ihm stehenden Tarantular auf und begann Zielübungen im freien Feld zu machen. Die Hydraulik stockte etwas, wahrscheinlich war das Öl durch den Frost etwas eingedickt worden.
Vesberg nahm den Feldstecher zur Hand, da er eine Bewegung in den alten Ruinen wahrgenommen hatte.
Eigentlich hatte er gedacht, dass er die Mittagsration durch eine kleine Jagd aufbessern zu können, aber statt dessen sah er imperiale Truppen in den alten Ruinen auf seiner linken. Die Uniformen sagten ihm überhaupt nichts. Vesberg drehte den Feldstecher um eine kleine Drehung schärfer, waren das aber nicht die Abzeichen der Inquisition? Vesberg überlegte angestrengt. Und langsam erinnerte er sich an die Kennzeichnung. Es handelte sich um die Privatarmee eines Inquisitors.
Vesberg war beeindruckt. Er konnte jetzt immer mehr Trupps dieser Armee ausmachen. Gleich vorn war ein Infanterietrupp in Stellung gegangen, weiter hinten hatten sich Unterstützungstrupps mit Raketenwerfer, Laserkanonen, Maschinenkanonen und schweren Boltern eingegraben. Hinter den Felsen konnte er einen Höllenhund ausmachen. Kurz vor dem Pass schien ein Kampfpanzer und eine Chimäre zu stehen.
Dem Gefreiten blieb vor Staunen der Mund offen stehen, als ein Basilisk langsam durch die Ruinen rollte. Dort musste auch der Befehlshaber dieser Armee sein. Vesberg konnte deutlich die Antennenspitze einer Hochleistungsfunkantenne ausmachen.
Mit etwas zitternden Händen fingerte Vesberg ein Lohstäbchen aus der Schachtel und zündete es an. Was wollte diese Armee hier? Offenbar galt die Aktion nicht der Festung, da die Ausrichtung der Armee nicht auf sie zielte.
Vesberg schaute in die andere Richtung.
Geistesgegenwärtig fing er der Feldstecher auf, den er soeben fallen gelassen hatte und setzte sich. Er schüttelte den Kopf und sah wieder über den Brustwall.
Auch auf dieser Seite hatte er Einheiten der Imperialen Armee ausgemacht. Vesberg schüttelte den Kopf. Ganz vorsichtig äugte er durch den Feldstecher. Er glaubte seinen Augen kaum. Das waren doch planetare Einheiten! Wieso war von dieser Operation nichts bekannt? Auch hier konnte er die Insignien der Heiligen Inquisition erkennen!
Was war hier los? Plötzlich sah der Gefreite, wie in den Ruinen des alten Speichers etwas aufblitzte. Er versuchte den Feldstecher scharf zu stellen, aber irgendwie gelang es ihm nicht. Es schien so, als ob der Speicher in einem beständigen Nebel gefangen sei.
Doch da, einen kurzen Moment lang riss dieser Nebel auf und gab die Sicht auf den Speicher frei. Vesberg erschauderte und seine Nackenhaare stellten sich steil auf.
Er hatte deutlich einen Space Marine vom Orden der Grey Knight erkennen können!
Vesberg konnte sich noch immer keinen Reim auf das ganze machen. Wozu waren diese Armeen hier? Erwartete die Inquisition einen Überfall aus dem Gebirge? Aber warum waren die planetaren Streitkräften da, obwohl weiter nichts davon gemeldet wurde? Warum wurden diese Truppenbewegungen geheim gehalten?
Der Gefreite griff zum Funkgerät. Er musste jedoch feststellen, das ein Störsender alle Frequenzen überlagerte.
Und dann brach es wie ein Unwetter über in herein. Diese Privatarmee eröffnete das Feuer auf die planetaren Streitkräfte. Vesberg hörte das hole pfeifen von Mörsergranaten, das trockene Bellen der Maschinenkanonen, das dumpfe Bollern der schweren Bolter und das zischen der Laserkanonen.
Rückwärts robbte der Gefreite Vesberg in seine Festung, als die ersten Infanterieeinheiten an ihm vorbeirückten.
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Konrad von Marburg wachte in einem Versteck, in einem kleinen Bombentrichter, neben einer Panzersperre, auf. Die Handgelenke schmerzten von den Fesseln und die Knochen vom Frost.
Eine leichte Schneeschicht lag auf seiner Decke. Vorsichtig versuchte er sich umzusehen. Auch seine Erinnerungen kamen bruchstückhaft wieder.
Dieser miese Agent schleppte ihn durch die Wälder und pumpte ihn stets mit Drogen voll. Von Marburg wusste nicht wo er war und wie lange sie schon unterwegs waren.
Aber er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Leutnant Antigus, als Befehlshaber seiner Privatarmee war ein fähiger Mann. Nicht umsonst trug er das Honorifica Imperialis als Auszeichnung.
Von Marburg fröstelte. Er wollte sich aufrichten, als er mit starker Hand zu Boden gedrückt wurde. “Liegenbleiben und keinen Mucks!” zischte der Agent ihn an. Das Lasergewehr des Agenten war auf seinen Kopf gerichtet.
Angespannt spähte der Agent durch die Panzersperre in die dahinter liegende Ebene. Durch die frostklare Luft konnte von Marburg das dumpfe Grollen von Panzermotoren vernehmen. Allerdings kam es nicht aus einer Richtung, sondern schien von allen Seiten her zu kommen.
Plötzlich brach in der Ebene die Hölle los. Von Marburg konnte die Einschläge von Granaten spüren und den Pulverdampf aus den Geschosshülsen.
Seine Befreier mussten ganz nah sein! Langsam setzte er sich auf. Der Agent bemerkte es nicht. Offenbar war er zu sehr mit dem Geschehen vor ihnen beschäftigt.
Hinter den Panzersperren konnte von Marburg die Reste von Häusern sehen. Und da, das waren ohne Zweifel seine Männer, die durch diese Ruinen vorrückten!
Von Marburg legte sich wieder in den Krater. Kein Zweifel, seine Befreiung stand unmittelbar bevor. Mit einem breiter werdenden Grinsen sah er einen Leman Russ um einen nahe liegenden Bergvorsprung schwenken. Es war nicht irgendein Panzer, sondern seiner!
Der Agent bemerkte ebenfalls den Leman Russ und entsicherte jetzt das Lasergewehr.
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Unweit des Inquisitors und Agenten flucht Leutnant Bascherin leise vor sich hin. Er hatte von Oberst De Colf das Kommando über die Infanterie erhalten. Lt. Bascherin war seit etlichen Jahren bei der Imperialen Armee. Und in den letzten Jahren hatte sich der Oberst Freunde bei der Inquisition gemacht. Seit dieser Zeit häuften sich die Kampfeinsätze. Und immer ging es um obskure Sachen. Nie wurde das eigentliche Ziel bekannt gegeben. Auch heute waren die Grey Knight wieder mit dabei. Diese vornehmen Herren in ihren glänzenden dicken Rüstungen.
Bascherin schaute auf seinen Datablock. Es leuchteten fünf taktische Ziele auf. Die mobile Infanterie war nah an der alten Festung vorgerückt. Inzwischen war sie in heftiges Abwehrfeuer schwerer Waffen geraten. Immer mehr Kameraden fielen. Doch jetzt kam wieder eine Meldung des Sergeanten. Sie hatten das erste Ziel erreicht! Aber offenbar handelte es sich um alte Munitionskisten.
Bascherin hörte den Sergeanten fluchen und den Rückzug anordnen. Kurze Zeit später erlosch die Anzeige der mobilen Infanterie auf seinem Datablock. Ein Infanterietrupp in der Nähe bestätigte mehrere Geschütztreffer und die Transportchimäre wurde zurückbeordert.
“Was für eine Verschwendung von Leben” dachte der Leutnant. Erneut veränderte sich seine taktische Anzeige auf dem Datablock. Ein weiteres taktisches Ziel erlosch. Aber nichts an den Kampfgeschehen veränderte sich. Offenbar war noch nicht gefunden worden, wonach gesucht wurde.
Leutnant Bascherin hörte den Befehl zum Vorrücken vom Oberst im Com. Der Sentinel schritt an seiner Chimäre vorbei. Bascherin gab den Befehl zu folgen. Gleich hinter dem nächsten Felsvorsprung leuchtete das nächste Ziel auf. Und offenbar machte sich auch ein Kampfpanzer der Gegner hierhin auf. Bascherin funkte die Gardisten an. Sollten diese Zinnsoldaten den Panzer abfangen, während er sich um dieses mysteriöse Ziel kümmerte. Er gab die Landungskoordinaten durch, welche die Gardisten direkt im Rücken des Leman Russ landen ließ.
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Leutnant Antigus überblickt das Schlachtfeld. Es stand gut für seine Truppen. Die linke Flanke des Gegners war in Auflösung begriffen.
Antigus hatte lange suchen müssen, um eine Spur seines Herren zu finden. Aber letztlich hatte der persönliche Psioniker des Inquisitors ihn auf die Spur geführt. Hier vor ihm, musste irgendwo Konrad von Marburg stecken.
Seine taktische Anzeige hatte fünf Ziele ausgeworfen, welche als möglicher Aufenthaltsort in Frage kämen.
Jetzt waren nur noch zwei an der linken Flanke übrig. Antigus beorderte den Funker zu sich. “Nachricht an die Gardisten: Sofortiger Einsatz in Höhe des Bergpasses!” befahl er.
Seine linke Flanke war in kurzer Zeit rapide geschwächt worden. Der Angriff des feindlichen Höllenhundes und das beständige Feuer der Grey Knight machte sich bemerkbar.
Ohne die Gardisten gingen ihm die Handlungsoptionen aus. Zur Sicherheit beorderte er noch den Leman Russ und die mobile Infanterie hinzu.
Leutnant Antigus hob seinen Feldstecher vor die Augen. Wenn er nur diese Space Marines ausschalten könnte. Keiner seiner Infanterietrupps würde den Weg über das offene Gelände überstehen. Die imperialen Waffentrupps auf dem Dach des Speichers hatte er schon dezimieren können. Und immer hing dieser Nebelschleier um das Gebäude.
Antigus erhaschte für einen kurzen Moment den Blick auf einen imperialen Soldaten auf dem Dach. “Wenn das mal nicht Schulterstücke eines Oberst waren!” grinste Antigus. Er wandte sich an seinen Stabsgefreiten, welcher den Mörser bediente.
“Zielen sie auf das Dach mit einer Brandgranate.” und in seinen Com: “Alle Kräfte feuern auf die Zielmarkierung, Feuer!”
Über den Speicher brach ein Inferno herein. Schutt verteilte sich in der Umgebung als Mörsergranaten das Dach durchschlugen. Die Maschinenkanonen ebneten die letzten Reste der Wände ein und tödliche Splitter der Fragmentraketen drangen bis in den letzten Winkel.
Langsam senkte sich der Staub über dem Speicher. Lt. Antigus konnte keine Bewegung mehr auf dem Dach erkennen. Auch das Gegenfeuer der Space Marines darunter hatte abgenommen.
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“Leutnant Bascherin umgehend melden!” Die Stimme von Oberst De Colf klang extrem angespannt im Com. Bascherin meldete sich. “Mein Datablock ist zerstört.” meldete sich der Oberst wieder. “Wir stehen unter schwerstem Beschuss und ich glaube, dass der Gegner es sehr ernst meint! Bascherin, wir haben hier die Aufgabe einen Inquisitor zu .......” Das Com war plötzlich tot. “So wie der Oberst” schoss es Bascherin durch den Kopf.
Jetzt war ihm die Führung zugefallen. Was auch immer ihre Aufgabe hier war, sie hatte mit einem Inquisitor zu tun.
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Leutnant Antigus bemerkt die Gravschirme an seiner linken Flanke. Verdammt, die Zinnsoldaten sprangen viel zu weit an den eigenen Linien ab! Sie sollten doch vor dem Leman Russ und der mobilen Infanterie landen! Doch langsam erkannte er, dass hier nicht seine Gardisten landeten.
Durch den Feldstecher musste er mit ansehen, wie der Leman Russ in Flammen aufging. Die mobile Infanterie meldete gleichzeitig weiteren Feindkontakt.
Verdammt! Wo blieben die Gardisten? Antigus suchte den Himmel nach weiteren Gravschirmen ab. Da! Endlich waren sie unterwegs. Aber wieso nur ein Trupp? Und was war das? Der feindliche Höllenhund musste sich hinter die Felsen zurückgezogen haben. Von dort aus loderte jetzt eine Flammenspitze in den Himmel. Die Gravschirme fingen sofort Feuer und auch die Gardisten hingen als Fackel an den Schirmen. Alle klatschten irgendwo in den Felsen zu Boden.
Antigus war erschüttert. Aber er hatte keine Zeit sich darum zu kümmern! Der letzte Zielmarker war erloschen! Der Inquisitor musste in die Hände seiner Feinde gefallen sein.
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Konrad von Marburg hielt den Kopf in der Deckung. Über ihn und den Agenten schlugen Flammen und Geschosse hinweg. Unerwartet vernahm er das knirschen von Panzerketten. Mit hohem Tempo zog eine Chimäre an dem Versteck vorbei. Kurz darauf kam der Panzer mit einer eleganten Drehung zum Stehen. Die Heckrampe öffnete sich und spuckte einen, bis an die Zähne bewaffneten Trupp aus. Dieser nahm sofort den Leman Russ unter Feuer. Gleichzeitig konnte der Inquisitor hinter dem Kampfpanzer Gravschirme erkennen. Kurz darauf löste sich sein Panzer in einem Flammenmeer auf.
Von Marburg war schockiert. Die Rettung so nah vor Augen und nun dies! Aber im selben Moment sah er die Chimäre der mobilen Infanterie um den Felsen kommen. Der Panzer feuert auf die Feinde und die Soldaten sprangen aus der Ladeluke um ebenfalls das Feuer zu eröffnen.
Von Marburg war so hingerissen von dem Geschehen, dass er nur sehr langsam registrierte wie der Lauf eines Lasergewehres seinen Kopf nach oben und zur Seite drückte. Er konnte zunächst nicht den Blick vom Kampf seiner Befreier lassen, bis er ruckartig den Kopf drehte.
Zirka drei Fuß vor seinem Gesicht erkannte er die Mündung einer Laserkanone, welche an einem Sentinel befestigt war. Der Agent grinste.
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Leutnant Bascherin war aus der Chimäre gestiegen und hatte mit seinem Stab das Feuer auf den Leman Russ eröffnet. Sengende Hitze stieg plötzlich neben dem Leutnant auf und er konnte nur knapp aus der Todeszone des explodierten Plasmawerfers entkommen.
Gleich darauf durchschnitt ein Pfeifen die Luft direkt an seinem Kopf. Panzerungsteile des explodierten Leman Russ schwirrten durch die Luft.
Als Bascherin den Kopf hob sah er noch das Mündungsfeuer der Chimäre. Benommen stand er auf und wankte an dem brennenden Kampfpanzer vorbei auf die Chimäre zu.
Diese hatte mobile Infanterie ausgespuckt, welche sofort das Feuer auf die Gardisten eröffnet hatte.
Diese konnten sich des Angriffes gut erwehren. Zusammen mit der Chimäre des Leutnant erschossen sie den Trupp.
Leutnant Bascherin setzte seine Plasmapistole auf den Zusatztank der Chimäre auf und drückte ab.
Die Druckwelle schleuderte ihn zu Boden, aber er stand wieder auf. Völlig desorientiert wankte er über das Schlachtfeld. Rauchschwaden waberten um ihn herum und beständig hatte er das Gefühl, als wenn sein Name gerufen würde.
Unerwartet legte sich Stille um den Leutnant. Er schaute nach links und sah die gesamte fremde Armee. Ihm war bewusst, dass er hier sein Ende finden würde. Er bemerkte, wie ein Soldat in Zeitlupe seinen Granatwerfer hob und in seine Richtung zielte.
“Wir suchen einen Inquisitor” waren die letzten Worte von Bascherin im Com. Dann setzte eine wohl platzierte Granate seinem Leben ein Ende.
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Leutnant Antigus fluchte ein ums andere Mal, als plötzlich sich öffnende Gravschirme ihn verstummen ließen.
Na endlich! Die Gardisten landeten und eröffneten sofort das Feuer. “Wir haben Sichtkontakt zum Zielobjekt.” meldete sich der Veteransergeant bei Antigus. Einen kleinen Moment stockte diesem der Atem.
“Wir stehen unter schwerem Beschuss, erbitte Anweisungen!” Antigus zögerte. “Einen Scann des Zielsektors auf meinen Datablock!” antwortete der Leutnant. Umgehend erhielt er den Scann des Auspex. Er wandte sich an seinen Stabsgefreiten:”Feuern auf diese Werte” und dabei hielt er ihm den Datablock hin.
Mit einem hohlen “Fump!” schoss die Mörsergranate in den Himmel.
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Der Pilot des Sentinel, Hauptgefreiter Jusbard, war etwas überrascht, als er die beiden Gestalten in dem Bombentrichter bemerkte. Einer von ihnen hatte ein Lasergewehr auf den anderen gerichtet, welcher gefesselt war.
„Leutnant Bascherin für Sturmspitze Alpha, bitte melden!“ Ein ums andere Mal rief der Pilot.
Plötzlich hörte er die Stimme seines Leutnant - „Wir suchen einen Inquisitor!“ waren die Worte. Jusbard versuchte erneut Kontakt mit seinem Leutnant aufzunehmen. An der letzten taktischen Peilung des Leutnants sah er im selben Moment, als der Kontakt mit dem Leutnant abriss, eine kleine Explosion.
Jusbard hatte die Laserkanone auf die beiden Gestalten gesenkt. „Identifiziert euch“ klang es aus den Außenlautsprechern des Sentinel. Der Mann mit dem Lasergewehr hob langsam ein sehr kleines Gerät hoch und dieses sendete ein Identifikationssignal der Truppen des Großinquisitors Archaeus.
„Und dies ist mein Gefangener“ sprach der Mann. „Bringt mich zu einem Transportschiff, damit ich den Auftrag des Großinquisitors erfüllen kann.
Jusbard überlegte angestrengt. Nach den letzten Worten von Leutnant Bascherin sollten sie hier einen Inquisitor suchen. Offenbar war es dieser hier. Jusbard hatte unter dem Umhang des Gefangenen eine verzierte Rüstung mit den Insignien der Inquisition erkannt. Warum dieser andere dort ein Gewehr auf ihn richtete wusste Jusbard nicht.
Im selben Moment landeten unweit Gardisten und eröffneten das Feuer auf den Sentinel. „Hier spricht Sturmspitze Alpha, erbitte dringend Feuerunterstützung. Bin auf den Inquisitor gestoßen.“
Gleich darauf eröffnete die Chimäre des Leutnant Bascherin das Feuer auf die Gardisten. Diese versuchten aus der Feuerlinie zu kommen. Jusbard erkannte, dass einer der Gardisten seinen Sentinel scannte. Kurz darauf vernahm er einen dumpfen Einschlag auf seiner gepanzerten Kabine und gleich darauf wurde der Sentinel von einer Druckwelle getroffen. Offenbar wurde er mit Mörsergranaten beschossen.
Er beorderte die Chimäre zu sich, damit die Besatzung sich der beiden annehmen konnte. Wieder ein dumpfer Einschlag. Die Explosion erfolgte umgehend und Jusbard wurde in seiner engen Kabine hin und her geschleudert. Die Granate war wieder abgeprallt, aber direkt vor ihm explodiert. Da wo der Inquisitor gestanden hatte.
Jusbard schaute zu den beiden. Offenbar war die Granate zwischen ihnen explodiert und hatte sie von den Beinen gerissen.
Die Chimäre traf ein und die Besatzung zog beide in den Transportpanzer. Eine lange Flammenzunge, welche aus dem Höllenhund hervorschoss besiegelte das Ende der Gardisten.
„Rüüückzug“ erklang es durch den Com. Die verbliebenen Truppen sammelten sich und rückten ab.
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Leutnant Antigus war angespannt. „Treffer, ....nein......, Granate prallt ab.“ meldete der Gardistensergeant. “Noch einmal, selbe Koordinate!“ bellte Antigus seinen Stabsgefreiten an. Wieder machte es „Fump!“ und eine weitere Mörsergranate stieg in den Himmel auf. „Treffer, .... Beim Imperator!!......... Der Inquisitor ist getroffen!!“ klang es aus dem Com. Gleich darauf erlosch die taktische Anzeige der Gardisten auf dem Datablock von Leutnant Antigus.
Dessen Mine wirkte versteinert. „Der Gegner zieht sich zurück Absetzbewegung im gesamten Abschnitt.“ meldete der vorderste Trupp.
Leutnant Antigus sah durch seinen Feldstecher. In der Tat, überall zog sich der Gegner zurück. Lediglich die Grey Knights hielten ihr Feuer aufrecht. Offenbar deckten sie den Rückzug aus ihrer zentralen Lage.
Sie hatten den Inquisitor endgültig verloren. Antigus konzentrierte das Feuer der Raketenwerfer, der Maschinenkanonen, der schweren Bolter und des Basilisken auf den alten Speicher mit den Grey Knight darin. Nach einer viertel Stunde Dauerbeschuss bestand dieser Flecken Erde nur noch aus feinem Pulver.
„Wir ziehen uns zurück“ sagte Leutnant Antigus zu seinem Stabsgefreiten. „Gebt die entsprechende Order raus!“ Damit wandte er sich vom Schlachtfeld ab und ging.
Der Rauch legt sich
Der Hauptgefreite Jusbard, mit seinem Sentinel, traf zusammen mit den beiden Chimären und dem Höllenhund im Lager ein. Während sich die Sanitäter um den Agenten und den Inquisitor kümmerten, besprach sich Jusbard mit Veteranensergeanten Lugt vom verbliebenen Infanterietrupp.
Die Besitztümer des Agenten und des Inquisitors lagen ausgebreitet auf einem Kartentisch. Nichts deutete auf die Identität der beiden hin. Der Erkennungssender des Agenten war irreparabel beschädigt worden. „Was nun?“ fragte Jusbard. „Wir sollten die Führung der planetaren Streitkräfte darüber informieren, was hier geschehen ist.“ sagte Lugt.
„Aber was ist mit den Grey Knights?“ entgegnete Jusbard. „Der Sergeant hat dem Oberst einen Wisch vor die Nase gehalten und dieser ist folgsam wie ein Schoßhündchen geworden.“ Jusbard rieb sich das Kinn. „Das dürfte nichts offizielles gewesen sein, dann hätte sich die Inquisition an das Oberkommando gewandt!“
Veteranensergeant Lugt schüttelte den Kopf „Eben! Wir müssen das Oberkommando in Kenntnis setzen, bevor hier noch mehr passiert.!“
„Dieser Mann hier“ und Jusbard deutet auf den Spion „hat die Kennung des Großinquesitors Archaeus benutzt. Offenbar gehört er zu seinen Truppen.“
„Und wenn nicht?“ entgegnete Lugt. „Was ist, wenn er dem Inquisitor die Kennung abgenommen hat und ein Verräter ist? Wir sollten auf die Grey Knight warten. Die sollten wissen, warum wir hier sind. Offenbar waren die Informationen an den Oberst auch nicht sehr umfangreich.“
Jusberg sah sich um. Ein Meldesoldat traf im Lager ein. Eilig kam er auf den Hauptgefreiten und den Veteranensergeant zu. „ Die Grey Knight... alle...alle...ausgelöscht!“
Jusberg und Lugt sahen sich an. Lugt sah Jusberg fest in die Augen „Als Kommandierender einer Einheit und als dienstältester Armeeangehöriger hier übernehme ich das Kommando über diese planetaren Einheiten. Wir werden die beiden Personen festsetzen, bis ihre Identität geklärt ist. Hierzu werden sie dem Oberkommando der planetaren Streitkräfte von Braccus überstellt.“
Jusberg nickte „Vielleicht ist es am besten so. Lass uns schnell zur nächsten Garnison abrücken.“
Ein Sanitäter kam auf sie zu. Er nickte ihnen zu und steckte sich ein Lohstäbchen an. Seine Uniform war blutverschmiert. „Sie werden beide durchkommen, vorerst.“ sagte er. „Welche Langzeitschäden sie behalten werden kann ich nicht sagen, dazu fehlt mir die Ausbildung.“ dabei grinste er und entblößte die beiden Reihen fauliger Zahnstummel.
Lugt nickte Jusberg zu und ging. Jusberg wies den Sanitäter an, die beiden transportfähig zu machen.
Einige Zeit später setzte sich der Tross in Richtung der Garnisonstadt Yaspol in Bewegung.
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In einem hohen Orbit zog ein schwarzer Angriffskreuzer über Braccus seine Bahn. In goldenen Buchstaben stand der Name DEMETER am Bug gleich neben dem doppelköpfigen Imperiumsadler..
Leutnant Antigus saß im Kommandosessel des Angriffskreuzer. Langsam bewegte er ein schwarzes Notizbuch in seinen Händen. Ein leichtes Wispern erfüllte den Raum.
Der persönliche Psioniker des Inquisitors von Marburg betrat den Raum. Er schien nicht darüber verwundert zu sein Antigus in den Gemächern Konrad von Marburgs anzutreffen. Langsam ging er auf den Leutnant zu und reichte ihm einen Datenkristall.
„Ich bin durch den erlauchten Inquisitor ermächtigt worden, Ihnen dies hier auszuhändigen.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung verließ der Psioniker wieder den Raum.
Antigus legte den Kristall in das Lesegerät. Kurz darauf sah er Konrad von Marburg im Raum stehen.
„ Mein lieber Leutnant“ begann das Hologramm des Inquisitors. „wenn du dies hier siehst, bin ich tot oder in den Händen meiner Feinde – oder beides! Wie ich dich kenne, hast du das schwarze Buch bereits gefunden.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Inquisitors aus, gefolgt von einem schallenden Lachanfall. „Und wie immer, dürftest du in diesen Dingen wieder etwas naiv gewesen sein!“ Nur mühsam konnte der Inquisitor wieder die Fassung gewinnen. „Antigus, ich glaube durchaus, dass du mir loyal ergeben bist. Um dies weiter sicherzustellen, habe ich ein spezielles Kontaktgift auf das Notizbuch aufgebracht. Mein Psioniker wird dich mit der jeweils notwendigen Dosis Gegengift versorgen, soweit du alle dir gestellten Aufgaben erfüllst. Er ist in alle meine Pläne eingeweiht. Und.... Antigus....“ der Inquisitor kam ganz nah heran und flüsterte bedrohlich „was immer dir das Buch erzählen wird – ES GEHÖRT MIR!! Ich habe Vorkehrungen gegen meinen Tot getroffen!“
Antigus war wie gelähmt. Um so mehr schrak er zusammen, als er den Psioniker neben sich bemerkte. Dieser tat so, als sei nichts nennenswertes passiert.
„Wir müssen jetzt schnell den Scriptor der versprengten Überreste der Legio Honoris auf diesem Planeten finden. Er ist im Besitz von zwei Artefakten, welche wir in Zukunft benötigen.
Es befinden sich bereits weitere Kräfte der Space Marines im Orbit, welche nicht mehr lange an der Landung gehindert werden können. Die Eisenformer haben die Macht auf dem Planeten an sich gerissen. Der Inquisitor, oder das, was von ihm übrig ist, befindet sich offensichtlich in den Händen loyaler Truppen. Damit ist sein weiteres Schicksal ungewiss.
Wenn wir den Scriptor und die Artefakte zuerst finden, haben wir einen Vorsprung. Die Space Marines werden diesen Planeten nicht den Eisenformern überlassen und sind erst einmal beschäftigt.
Um den Speer, den die Spitzohren erbeutet haben, können wir uns dann später kümmern.“
Mit einem angedeuteten Lächeln hielt er Antigus ein kleines silbernes Tablett hin, auf welchem eine kleine scharlachrote Kapsel lag.
„Es ist Zeit für eure Medizin, my Lord.“
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